Ein Thema welches man gerne vermeiden möchte...
Nur spielt das Leben da nicht mit...
Im Moment will ich es noch gar nicht wahrhaben, dass es diesen Freund nicht
mehr auf der Welt gibt, es bleibt einzig die Erinnerung.
Die letzten Jahre sah man sich nicht so häufig, obwohl man ganz nahe lebte.
Meine erste Erinnerung ist aus den 50er Jahren, wir sind im gleichen Jahr geboren,
wenn ich zur Schule an seinem Elternhaus vorbei ging, er, meist in kurzen Lederhosen
mit Fahrrad und der ledernen Schultasche.
Ich kannte ihn nur vom Sehen, in meine Schule gingen nur Mädchen,
die Knabenschule lag 2 Häuser weiter unten im Markt, ich vermied Kontakt mit
Schulkollen-Buben, folgte damals noch den Anweisungen der Nonnen.
So kannte ich den Freund nur vom Sehen, man kannte sich einfach, weil
der Ort klein war und fast jeder was vom anderen wusste.
Als ich meine Lehre machte, war er mit seiner Ausbildung schon in der Ferne, arbeitete in der
Gastronomie, ich hörte davon, inzwischen war ich auch weg, kam nach etlichen Jahren
mit Nachwuchs zurück, ebenso der Freund, er war verheiratet, mit einer Deutschen, wie wir sagten,
sie hatte Nachwuchs.
So kamen der Freund, seine Frau und ich zusammen.
Beide arbeiteten in einem sehr angesagten Lokal im Ort, wo ich mich auch gerne aufhielt, lebte
damals allein mit Kind, sprang quasi nur über die Strasse, um etwas zu entspannen.
Zwischen seiner Frau und mir entstand eine nun schon über
40-jährige Freundschaft, wir trafen uns beim Baden, machten Ausflüge, machten Geschäfte,
lachten und weinten zusammen, unsere Kinder wurden erwachsen, gingen ins Ausland,
meins kam zurück, ihrer beider Sohn blieb.
Der Freund wechselte von der starken Nachtgastronomie in andere Berufe, ich erinnere mich,
dass er mich nach meiner ersten Hüft O.P. vom damals weiter entfernten Krankenhaus
nach Hause brachte, da arbeitete er tagsüber.
Er war wer, man kannte ihn, ein präsenter Mann, mit ihm gab es immer Spaß, er war
nicht immer auf perfektem Weg - aber wer ist das schon?
Mit zunehmendem Alter wurde er ruhiger, mit seiner Frau
verband ihn stets ein sehr enges Band, Geburtstage wurden immer gefeiert, eher ihren,
aber ich weiß noch, bei seinem 60er gestaltete ich ihm eine CD, beim Abhören hatte er
Tränen in den Augen.
Wir wurden älter, man sah sich beim Einkauf, traf sich im Autoverkehr hie und da, ich traf ihn
eigentlich fast nur mehr an den Geburtstagen seiner Frau.
An meinem letzten Geburtstag rief mich seine Frau weinend an, ihm ginge es so schlecht,
mit dem Herzen, er wäre grad im Krankenhaus wegen einer OP.
Was macht man da?
Ich traue mich in so einem Fall nicht anzurufen und nach zu fragen, finde das geschmacklos.
Nachdem er mir Wochen später mit dem Auto entgegen kam, dachte ich, es ginge wieder,
was es anscheinend auch tat.
Vor einigen Wochen aber hörte ich, nun stünde es ganz schlecht um ihn, er läge auf der Intensivstation.
Trotzdem traute ich mich nichts zu unternehmen, bis ich zufällig seine Frau sah, ich lief ihr nach
und fragte sie....
Er läge im Sterben..
Das traf mich wie ein Faustschlag in den Bauch.
Einen Tag später starb er dann..
Seither hadere ich mit mir, man will es nicht glauben, zudem bewundere ich seine Frau, sie trägt es mit
so einer Stärke, die ich nicht in ihr vermutet hätte.
Du, mein Freund, du fehlst....